Wie sich Softproof und Hardcopy-Proof gegenseitig ergänzen

Von mbetz

Viele Jahre lang war ein Hardcopy-Proof die Referenzlösung für den genauen Farbvergleich. Aber es gab schon immer den Bedarf an einem schnellen, farbverbindlichen Proof, der auf einem Monitor angezeigt wird, um schnell Entscheidungen zu treffen, Farbkorrekturen vorzunehmen und sich auf Layouts und Corporate Designs zu einigen. Besonders in Zeiten von "digital first"-Corporate Designs ist Softproof noch wichtiger geworden.

Softproof bedeutet: Die korrekte Farbdarstellung eines Druckerzeugnisses auf einem Monitor. Heute kann sowohl ein standardisierter CMYK-Druck wie Offset- und Tiefdruck simuliert werden als auch Schmuckfarben. Ein späterer Offsetdruck nach ISOCoatedV2 kann farblich korrekt auf dem Bildschirm simuliert werden - und das einschließlich einer PANTONE-Schmuckfarbe und mehr: Im Vergleich zu einem klassischen Hardcopy-Proof ist ein Softproof schnell, zuverlässig und kann innerhalb von Sekunden produziert und weltweit angezeigt werden - und das ohne Kosten für Druck und Versand.

Aus technischer Sicht sind Softproofs jetzt gut beherrschbar. Die Monitortechnologie ist so weit fortgeschritten, dass exzellente Displays mit einem hohen Farbumfang und einer gleichmäßigen Ausleuchtung zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden können. So können beispielsweise Softproof-Monitore in zwei Niederlassungen eines Unternehmens so koordiniert werden, dass das auf den Monitoren angezeigte Ergebnis an beiden Standorten exakt übereinstimmt, d.h. ein Bildredakteur in New York und einer in Singapur können über die Retusche derselben Farbe in derselben Datei sprechen.

Das war in der Vergangenheit oft ein Problem: Die Tatsache, dass die beiden Monitore das identische Farb- und Lichtergebnis ausstrahlen, kann genau kontrolliert werden. Die Tatsache, dass der Kollege in New York an einem nördlichen Fenster auf die neblige Alster schaut, während der Kollege in Singapur den Monitor an ein südliches Fenster bei strahlendem Sonnenschein gestellt hat, zeigt bereits das Problem: Die Umgebungsvariablen, unter denen der Softproof betrachtet wird, sind nicht identisch. Heutzutage können diese Probleme mit Hilfe einer Haube und eines Beleuchtungssystems überwunden werden, um die Betrachtungsumgebungen besser zu kontrollieren.

Schwierig wird es auch, wenn der Softproof im Drucksaal verwendet werden soll, um den Produktionslauf zu koordinieren. Viele Unternehmen wie JUST bieten moderne Lösungen an, die ein genaues standardisiertes Licht direkt an der Druckmaschine liefern. Es bleibt jedoch das Problem, dass der Softproof weniger als 10% von der Helligkeit der Druckmaschine entfernt sein sollte. Während früher eine Helligkeit von 2000 Lux der Standard für Druckereien war, schreibt JUST jetzt: "Der Vergleich von Softproofs auf Monitoren mit Drucken und Hardproofs ist in Übereinstimmung mit ISO 12646 geregelt. Die Lichtbedingungen entsprechen grundsätzlich der ISO 3664, aber die Helligkeit muss an die begrenzte Leuchtdichte des Monitors angepasst werden, die idealerweise > 120 cd/m² beträgt. "

An der Druckmaschine ergeben sich daher zwei Szenarien: Entweder ist der Drucker "im Licht" und kann dann den Druck mit einem auf Papier gedruckten Kontraktproof abgleichen, oder er ist "im Dunkeln" und kann den Druck mit dem Softproof abgleichen. Die Schwierigkeit, Papier und Monitor aufeinander abzustimmen - und das sind zwei völlig unterschiedliche und schwer vergleichbare Medien - wird noch dadurch verschärft, dass der Drucker das Licht an der Druckmaschine um bis zu Faktor 10 dimmen muss, um sowohl einen Kontraktproof als auch einen Softproof am selben Arbeitsplatz abgleichen zu können. Aus heutiger Sicht scheint dies nicht wirklich praktikabel zu sein.

Fazit: Der Softproof ist auf dem Vormarsch und wird sicherlich früher oder später den klassischen Kontraktproof aus Geschwindigkeits- und Kostengründen vom Markt verdrängen. Aufgrund der großen lichttechnischen und haptischen Unterschiede zwischen dem Monitor und dem beleuchteten Blatt Papier liegt eine flächendeckende Einführung jedoch noch in weiter Ferne. Denn jeder, der schon einmal einen Farbabgleich an einer Druckmaschine durchgeführt hat, kann sich vorstellen, dass eine gleichzeitige Übereinstimmung mit dem Kontraktproof einerseits und mit einem Softproof-Monitor andererseits nur schwer vorstellbar ist. Der Kontraktproof wird also auch in naher Zukunft die erste Wahl bleiben müssen, um ein farbverbindliches Proofing des Druckergebnisses im Drucksaal durchführen zu können.

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